Der Audeze MM-500 ist ein Kopfschmuck für feinohrige Menschen und zudem konsequent als Studiohörer ausgerichtet – er soll tatsächlich Abhörmonitore ersetzen können. Doch auch Musikliebhaber die nicht hinter einem Mischpult sitzen, werden mit dem Klanglieferanten Spaß haben.
Audeze MM-500: Ein Überblick
Mit dem MM-500 hat Audeze seit Kurzem einen Kopfhörer im Programm, der konsequent als Studio-Hörer entwickelt wurde. In Zusammenarbeit mit dem erfolgreichen Toningenieur Manny Marroquin, der bereits 11 Grammys einheimsen konnte, ist ein Kopfhörer entstanden, der tatsächlich in der Mixing- und Mastering-Praxis wie Abhörmonitore einsetzbar sein soll.
Mit gut 2.000 Euro schlägt der in den USA von Hand gefertigte Audeze MM-500 zu Buche und rangiert damit unter den Magnetostaten des Herstellers im preislichen Mittelfeld.
Top Features des Audeze MM-500:
- Exzellentes Impulsverhalten und hochfeine Auflösung
- Herausragend gute Basswiedergabe
- Sehr gute Raumdarstellung
- Hoher Tragekomfort
- Sehr gute Verarbeitung und Zubehör
Contra:
- Nur 6,3mm-Klinkenanschluss
Anwendungsbereiche des Audeze MM-500:
Der Audeze MM-500 ist ein Kopfhörer der Spitzenklasse für Anspruchsvolle, und kann durchaus auch als Monitor-Alternative im Studio dienen.
Audeze MM-500 – Lieferumfang
Das hochwertige geflochtene Anschlusskabel ist beidseitig geführt, die Verbindung zu den beiden Treibern erfolgt über Mini-XLR-Stecker. Zum Anschluss an den Verstärker gibt es nur einen 6,3 mm-Klinkenstecker – ein Mini-Klinkenadapter wird beim Audeze MM-500 nicht mitgeliefert.

Das ist unseres Erachtens nicht ganz konsequent, denn immerhin gibt es richtig gute HPA-DACs wie beispielsweise den Audioquest Cobalt USB-DAC oder auch HighEnd-Audioplayer, die konstruktionsbedingt nur über einen Mini-Klinkenausgang verfügen.
Gut, der Profi im Studio hat wohl eher sein Lieblings-Interface mit 6,3 mm Klinken-Anschluss für Kopfhörer am Laptop angeschlossen, wenn er zusammen mit dem Audeze MM-500 unterwegs einen Mix macht. Dennoch wünschen wir uns mehr Anschlussoptionen.
Überhaupt wäre auch ein symmetrischer Anschluss für entsprechende Kopfhörer-Verstärker seitens Audeze überlegenswert. Immerhin gelten symmetrische HPAs bei Eingeweihten – Stichworte: Übersprechen und reinere Kanaltrennung – als die bestklingenden.
Im Lieferumfang des Audeze MM-500 enthalten sind:
- Geflochtenes Kabel
- Standard-Reisekoffer
- Echtheitszertifikat und Garantiekarten
Audeze MM-500 – Motorisierung
Apropos Verstärker: Der Hersteller empfiehlt den Audeze MM-500 mit einem Kopfhörerverstärker mit einer Leistung von 250 Milliwatt oder besser zu nutzen. Obschon relativ verstärkerunkritisch verlangen Magnetostaten nach kraftvollen HPAs für eine höhere Lautstärke.
Mit dem schwachbrüstigen Kopfhörerausgang eines schlichten USB-Interfaces wäre auch der Audeze MM-500 „untermotorisiert“. Er lässt sich zwar anschließen, aber echter Hörgenuss kommt ausweislich unserer Erfahrungen nicht auf.
Dabei beträgt die Impedanz des Hörers lediglich 18 Ohm, was sogar für Audeze, die auch Spezialisten für niederohmige Magnetostaten sind, bemerkenswert ist.
Tatsächlich benötigt der Audeze MM-500 vergleichsweise wenig Spannung und kommt in die Nähe von Mobil-Spezis wie einem beyerdynamic Aventho, der allerdings noch lauter an unserem Referenzkopfhörerverstärker Violectric HPA V281 tönt. Demgegenüber ist beispielsweise der AKG K702 Studio hörbar leiser.
Audeze MM-500 – Die Verarbeitungsqualität
Der Audeze MM-500 ist hervorragend verarbeitet. Sein Skelett aus Aluminium und Federstahl macht einen sehr robusten Eindruck und dürfte seinem Benutzer lange ein zuverlässiger Partner sein.
Die ohrumschließenden Echtlederpolster wie das ebenfalls echtlederne Kopfband schmiegen sich an das Trägerhaupt sanft an. Für den optimalen Sitz lässt sich der Hörer über zwei sehr stabil wirkende, gerastete Stangen anpassen.

Das ist geschwind erledigt – und der Audeze MM-500 sitzt dann recht stramm, ohne jedoch unbequem oder nervig zu sein. Wer Musik mit vollem Körpereinsatz abhört, wird den straffen Sitz des Audeze zu schätzen wissen.
Audeze MM-500 – Kerntechnologien à la Audeze
Selbstverständlich setzt Audeze auch beim Neuen auf die eigenen, patentierten Kerntechnologien. Teilweise kommen beim Audeze MM-500 Bauelemente zum Einsatz, die sich auch in dem mit rund 5.500 Euro erheblich teureren Flaggschiff-Hörer LCD-5 finden.
Das fängt an bei den magnetostatischen Schallwandlern, die alternativ auch als orthodynamische, isodynamische oder – so die Audeze-eigene Bezeichnung – planar-magnetische Wandler bekannt sind. Bei dieser Bauweise schwingt eine hauchdünne Membranfolie in einem von einem Permanentmagneten bereitgestellten magnetischen Gleichfeld.
Auf der Membranfolie ist eine mäanderförmig verlaufende Leiterschleife aufgedampft, die vom Signalstrom durchflossen wird. Hierdurch entsteht ein dem Signalstrom proportionales, magnetisches Wechselfeld, das in Kombination mit dem magnetischen Gleichfeld eine Kraftwirkung erzeugt und damit die Membran schwingen lässt.
Vorteil der magnetostatischen Arbeitsweise gegenüber Tauchspulen-Antrieben – das sind alle dynamischen Kopfhörer – ist, dass die Antriebskräfte gleichmäßig über die gesamte Membranfläche wirken.
Als weiterer Vorteil kommt hinzu, dass sich die magnetischen Feldlinien der nebeneinander befindlichen Leiterzüge bauartbedingt kompensieren, was in einer äußerst geringen Schwingspuleninduktivität resultiert.
Deswegen verläuft die Impedanz eines Magnetostaten in der Regel absolut geradlinig. Diese Hörer arbeiten „reaktanzfrei“, sind damit im Unterschied zu anderen Konstruktionen nicht sonderlich verstärkerkritisch.

Dass die besonders dünne und leichte Membran ein herausragend gutes Impulsverhalten begünstigt, ist für alle, die sich ein wenig mit Schallwandlern – Kopfhörern, Lautsprechern und Mikrofonen – befasst haben, offenkundig.
Hinzu kommt, dass die im Vergleich zu einem dynamischen Treiber sehr große Membranfläche eine überlegene Tiefenwiedergabe des Magnetostaten garantiert – und einen präzisen Tiefbass, gepaart mit herausragender Transientenwiedergabe sowie Feinauflösung über den gesamten darstellbaren Frequenzbereich.
Audeze sind Experten in der Fertigung ultradünner und gleichzeitig besonders großer Membranen. Im Falle des Audeze MM-500 kommt eine aus der eigenen „Ultra Thin Uniforce“-Baureihe zum Einsatz.
Noch feinere – das ist wörtlich zu nehmen – Membranen sind allerdings den Top-Modellen wie dem LCD-5 vorbehalten. Die MM-500-Membran misst großzügige 90 Millimeter im Durchmesser und schwingt zwischen zwei kräftigen Neodymium-Magneten, die nach dem eigenen „Fluxor Magnet Array“ angeordnet sind, was im Ergebnis ein stärkeres Magnetfeld bei verringertem Magnetgewicht ergibt.
Da werden Magnetostaten-Verächter hellhörig, die diesen Kopfhörertyp wegen ihres oft hohen Gewichts aufgrund der verwendeten schweren Magnetstäbe abgelehnt haben.
Tatsächlich wiegt der Audeze MM-500 gerade mal knapp 500 Gramm. Darüberhinaus können Audeze dank des patentierten Fluxor Magnet Array besonders dünne Leiter verwenden, welche die Membran weniger beschweren.
Keine Gnade für Signalstörer
Interferenzen sind der guten Wiedergabe übler Feind und damit die möglichst gering bleiben, kommt beim Audeze MM-500 eine weitere patentierte Markenzeichen-Technologie zum Einsatz:
Die sogenannten Fazor Waveguides sind schallführende Elemente, die hinter den Magneten angebracht sind und dafür sorgen, dass der Schall gleichmäßig und parallel, ohne dass es zu Beugungen und Streuungen der Schallwellen käme, austritt.
Die Fazors wie das Fluxor Magnet Array finden sich auch im mehr als doppelt so teuren LCD-5. Beim Audeze MM-500 wurde der Rotstift also nur sehr zurückhaltend eingesetzt. Anders wäre ein Profi-Hörer mit Referenzqualitäten auch nicht realisierbar.
Der Audeze MM-500 im Video
Audeze MM-500 – Der Klang
Ja, wie klingt er denn, der Audeze MM-500, dessen Klangsignatur nach den Vorgaben von Manny Marroquin gestaltet wurde? Grundsätzlich klingt der Audeze MM-500 sehr ausgewogen, ohne bestimmte Frequenzbereiche besonders zu bevorzugen.
Dass der Audeze MM-500 befähigt ist, den extrem weiten Frequenzbereich von 5 Hertz bis 50 Kilohertz darzustellen, glauben wir ihm auf Zuspielen der 24Bit/192kHz-Ausgabe von „Standards Vol.1“, dem ersten und nach wie vor überragenden Album des Keith Jarrett Trios auf die ersten Takte von „Meaning of the Blues“:
Sanft intoniert der Pianist das Thema, die Besen streicheln die Snare, der Kontrabass schwingt sanft und wunderbar tief ein – das hat eindeutig Spitzenklasse. Dabei überzeugt der Audeze MM-500 auch bei der Raumdarstellung und hat es nicht nötig, sich dabei einer Überbetonung des Präsenzbereichs zu bedienen.
Wenngleich der Hörer diesen Bereich geringfügig stärker als andere Frequenzen hervorhebt – das könnte Meister Marroquin eingebracht haben – malt er doch kein „analytisches“, unterm Strich wenig signaltreues Klangbild. Vielmehr bleibt der Audeze MM-500 der Wahrheit verpflichtet.
Erwartungsgemäß exzellent ist die Transientenwiedergabe des US-Magnetostaten, der sich wirklich von keinerlei impulshaften Schallereignissen abhängen lässt.
Ganz gleich, ob wir es mit den punktgenauen Schnellläufen von Keyboard-Zauberer Jordan Rudess auf seinem Piano-Album „Notes On A Dream“, Paco de Lucias Schnellfeuer-Picados oder Bill Brufords kunstvolle Rimshots auf „The Yes Album“ zu tun haben.
Die Basswiedergabe des Audeze MM-500, gleich welcher Machart die tiefen Töne sind, hat großes Suchtpotenzial. Besser dürfte es nicht machbar sein – nur anders.
Der Audeze MM-500 liefert in dieser Disziplin reines Ohrengold. Ganz gleich ob es sich um die Slap-Attacken von T. M. Stevens, die kontrapunktischen Kontrabasslinien von Gary Peacock oder die eigenwilligen Läufe Chris Squires handelt.
Auch beim Nachhören der Mischung unserer Eigenkomposition „Die wir lieben“ bringt der MM-500 genau das rüber, was wir über gute Monitore zu hören gewohnt sind – und deckt, gewissermaßen als Akustik-Mikroskop, leiseste Atmer und Anschlagsgeräusche so ehrlich und gnadenlos, wie es von einem Studio-Kopfhörer zu erwarten ist, auf.
Damit erfüllt der Audeze MM-500 durchaus den hohen Eigenanspruch des Herstellers als Lautsprecherersatz. So bleibt unterm Strich, dass sich dieser Edel-Hörer, bitte bevorzugt an einem Top-HPA, zum Genusshören und als Arbeitsgerät gleichermaßen bestens eignet und deswegen ein höchst empfehlenswerter Kopfschmuck für audiophile Menschen ist.
Audeze MM-500 – Das Fazit
Mit dem Audeze MM-500 hat der Hersteller in Zusammenarbeit mit dem Toningenieur Manny Marroquin einen Profi-Kopfhörer geschaffen, der sich als hochpräziser, impulsfester Schallwandler audiophilen Tonschaffenden und Genusshörern gleichermaßen empfiehlt und durchaus als Lautsprecher-Alternative taugt.
STECKBRIEF Audeze MM-500
Weitere Informationen zum Audeze MM-500
Gewicht 495 g
Preis (UVP) 2.103 Euro
BAUWEISE/AUSSTATTUNG
Wandlerprinzip magnetostatisch/orthodynamisch
Magnete Neodym
Frequenzgang 5 Hz bis 50 kHz
Bauweise offen
Membrandurchmesser 90 mm
Nennimpedanz 18 Ohm
Empfindlichkeit 100dB/1mW
Empfohlene Leistungsstufe 250mW (wenigstens 100mW)
ZUBEHÖR
2x Mini XLR auf 6,3mm Klinke, zweiseitig geführt
AUFBEWAHRUNG
Transportkoffer, Transportbeutel
BEWERTUNG Audeze MM-500
KLANG | Punkte (von 100) |
Neutralität (2x) | 89 |
Feinzeichnung (2x) | 90 |
Impulsverhalten | 91 |
Räumlichkeit | 89 |
Dynamikverhalten | 90 |
Basstiefe | 92 |
TESTERGEBNIS | |
Klangqualität (50%) | 90 |
Tragekomfort (25%) | 88 |
Verarbeitung (15%) | 89 |
Ausstattung + Bedienung(10%) | 83 |
Testurteil | 88,65 |
Preis-Leistung | Sehr gut |